3. Canvas: Demokratiepolitik

Demokratie ist mehr als Wahlen und Politiker:innen. Sie kann nur gelingen, wenn die ganze Gesellschaft und ihre Umgebung
eingebunden wird. Im Canvas Demokratiepolitik visualisieren wir dies in einem Flussdiagramm: Unsere demokratische Gesellschaft ist
wie ein großer Garten, der bewässert werden muss. Das Wasser in unserem Garten und in unserer Demokratie muss fließen – analog zur
Kommunikation und Partizipation. Erreicht das Wasser dabei auch die entfernteren Ecken, kann unsere Gesellschaft am besten gedeihen
und reichlich Früchte tragen – nicht nur für unsere, sondern auch für ferne und fremde Generationen.

Im Demokratie-Modell gibt es 12 Schnittstellen, also Weichen und Schleusen, die für das nachhaltige Funktionieren unserer Demokratie
besonders wichtig sind. Doch es gibt eine Kluft zu überwinden, die bewusst in unser politisches Modell eingebaut wurde: Wir (bzw. das
Volk) sind zwar formal der Souverän (Art. 20, Abs. 2 GG), aber wir geben diese Macht mit der Stimmabgabe ab. Die Aufgabe der Parteien,
Verbände und Medien ist es, dabei zu helfen, diese Repräsentationskluft zwischen den Wahlen zu überwinden – doch dies funktioniert
nicht immer gut und reicht auch nicht aus. Das Gedeihen einer demokratischen Gesellschaft hängt nicht alleine davon ab, gute Gesetze
(§) zu Erlassen, sondern braucht vielmehr Formen des gesellschaftsübergreifenden Zusammenwirkens (Ko-Produktion von Gemeinwohl).

Wann und wie kann dieser Canvas genutzt werden? Um euer Projekt politisch relevanter zu machen und euch dort einzubringen,
wo unser demokratischer Wertschöpfungsprozess Unterstützung braucht. Wie? Indem ihr diskutiert und markiert, wo in
eurem Gemeinwesen Beteiligung und Zusammenarbeit gut oder schlecht gelinget: Wo stockt es (rot) und wo fließt es (blau)?

Demokratiepolitik beschäftigt sich damit, ein nachhaltiges und gutes Gelingen des komplexen Zusammenspiels aller Akteure und
Schnittstellen zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur darum, den Blick auf den Politikkreislauf im engeren Sinne – also das flüssige
Funktionieren der politischen Meinungsbildungs- und Gesetzgebungsprozesse (Schnittstellen 1–4) – zu richten. Vielmehr sollten
Umwege in Kauf genommen werden, um auch jene einzubeziehen, die der Macht zu nah oder zu fern sind (Schnittstellen 5–7). Für
eine nachhaltige Entwicklung unseres Gemeinwesens muss der Blick aber auch nach draußen – in die Ferne und in die Zukunft –
gerichtet werden (Schnittstellen 8–11). Doch wie kann es gelingen, z. B. auch zukünftige Generationen mit einzubinden? In unserem
vielschichtigen Demokratiekreislauf wird das darum kümmern, dass dies alles gut funktioniert und kontinuierlich verbessert wird, zur
Kernaufgabe nachhaltiger Politik.

Das Gestalten von Demokratiepolitik ist eine wichtige Aufgabe, die uns alle – also auch jede Nachhaltigkeitsinitiative – betrifft und fordert.
Mit Hilfe dieses Canvas könnt ihr folgende Schnittstellen im Blick behalten und euch entsprechend mit eurem Projekt positionieren:

  1. Konsultieren (vorgelagerte Beteiligung) Wie bekommen wir unsere Anliegen auf die Agenda? Wie verschaffen wir uns Gehör?
  2. Kollaborieren (nachgelagerte Beteiligung) Wie erfahren wir von und werden eingebunden in die politische Umsetzung?
  3. Koordinieren (verwaltungsinterne Zusammenarbeit)Wie arbeiten Verwaltungseinheiten und Staatsorgane besser zusammen?
  4. Kooperieren (Zusammenwirken innerhalb der Gesellschaft) Wie packen wir es, ohne Staat, durch unser Engagement, selbst an?
  5. Aktivieren (Einbeziehung Marginalisierter / Unterrepräsentierter) Wie erreichen wir jene, die von selbst nicht kommen / können?
  6. Assistieren (Einbindung von Politik-/Verwaltungsspitzen) Wie gelingt die aufrichtige und verlässliche Beteiligung der Mächtigen?
  7. Inkorporieren (Einbeziehung der Wirkmächtigen in Wirtschaft, Medien und Gesellschaft) So wie bei 6. Assistieren, nur bezogen auf die Mächtigen in der Gesellschaft!
  8. Förderalisieren (vertikales Zusammenspiel regeln) Wie arbeiten die politischen Ebenen über Grenzen hinweg besser zusammen?
  9. Projizieren (Generationenübergreifende Weitsicht) Wie holen wir die Zukunft in unsere heutigen Entscheidungen?
  10. Reflektieren (Tradition und Heimat im Blick) Wie gehen wir achtsam mit der Vergangenheit um und lernen aus dieser?
  11. Digitalisieren (Gestalten von Digitalisierung) Wie nutzen wir digitale Möglichkeiten so, dass sie zum Segen werden?
  12. Orchestrieren (Entwicklung und Gesamtkoordination) Wie wird das Zusammenspiel all dieser Schnittstellen gepflegt und verbessert?

Den Canvas auf Deutsch findet ihr here.

Den Canvas auf Englisch findet ihr here.

Den Canvas auf Spanisch findet ihr here.